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Beim Thema Hausgeburten scheiden sich die Geister. Während die einen sie als das Natürlichste der Welt befürworten, gibt es auf der anderen Seite auch vehemente Gegner. Doch fest steht: Jede Frau sollte sich frei für den Geburtsort entscheiden dürfen, an dem sie sich am wohlsten fühlt – vorausgesetzt, es besteht kein absehbares Risiko für Mutter oder Kind! Wie eine Hausgeburt abläuft, was Sie vorher bedenken sollten und welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Alles Gute!
Ihr Meine Familie-Team
Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren Hausgeburten die weltweit vorherrschende Form der Entbindung. Erst ab 1950 begann sich die klinische Geburt in den Industrieländern durchzusetzen. Grund dafür war die zunehmende flächendeckende Versorgung mit Krankenhäusern. Die Geburt in Krankenhäusern galt als sicherer und weniger schmerzhaft, was zu einer immer größer werdenden Beliebtheit führte. Ein weiterer Pluspunkt war für die Schwangeren, dass sie aufgrund des stationären Aufenthalts nach der Entbindung eine längere Ruhezeit hatten.
Mit der Zeit machte die Technik Fortschritte – eine Geburt ohne dauerhafte Messung der Herztöne und Ultraschallbilder schien unmöglich. Durch Wehen auslösende Medikamente und Kaiserschnitte wurde die Geburt immer planbarer. Für Krankenhäuser und medizinisches Personal war das praktisch. Die Eltern wurden dadurch zunehmend entmündigt und mussten sich den strikten Klinikregeln beugen. Dadurch kam es zu einem erneuten Aufschwung der Hausgeburten um 1980. Doch die Kliniken reagierten darauf mit einer verstärkten Einbindung der Eltern: Väter konnten von da an mit in den Kreißsaal und die Neugeborenen durften den ganzen Tag bei der Mutter bleiben, anstatt nur zum Stillen gebracht zu werden.
Während also die Zahl der Babys, die in Krankenhäusern auf die Welt kamen, wieder stieg, ging die Anzahl an Hausgeburten entsprechend stark zurück. Heute sind sie eine regelrechte Seltenheit geworden. Dem Qualitätsbericht der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe (QUAG) lässt sich entnehmen, dass nur 14.319 Kinder von 778.100 geborenen Kindern 2019 geplant außerklinisch auf die Welt kamen. Das sind gerade mal 1,8 %. Davon waren knapp die Hälfte Hausgeburten; die andere Hälfte fand in hebammengeleiteten Einrichtungen statt. Die meisten Frauen, die sich für eine Hausgeburt entscheiden, sind zwischen 30 und 34 Jahre alt.
In den meisten europäischen Ländern sieht es ganz ähnlich aus wie in Deutschland: Die Hausgeburtenrate liegt im niedrigen einstelligen Bereich. Eine Ausnahme bildet die Niederlande, wo knapp 30 % der Babys per Hausgeburt auf die Welt kommen. Doch auch hier sinken die Zahlen seit 1960, als sie noch bei über 60 % lagen. In den meisten Entwicklungsländern hingegen ist die Hausgeburt auch heute noch die gängigste Geburtsform.
Im März 2020 stieg das Interesse an Hausgeburten wieder. Grund dafür war die Corona-Pandemie und damit verbundene strikte Hygiene- und Besuchervorschriften in Krankenhäusern. Viele Frauen fühlten sich in Kliniken nicht mehr sicher – zu groß war die Angst vor einer Ansteckung. Außerdem durften die Väter meist nur noch zu der Entbindung selbst ins Krankenhaus, manchmal aber auch nicht mal das.
Bei einer Hausgeburt findet die Entbindung nicht in einer Klinik oder in einem Geburtshaus statt, sondern bei der Schwangeren zu Hause. In der Regel wird die Geburt von einer oder zwei Hebammen, die sich ablösen können, begleitet. In Ausnahmefällen kann auch ein Frauenarzt anwesend sein.
Bevor eine Entscheidung für den passenden Geburtsort gefällt wird, sollten Sie sich zunächst gut über die verschiedenen Möglichkeiten informieren. Gemeinsam mit Ihrem Partner sollten Sie die Vor- und Nachteile abwägen. Ist die Entscheidung zugunsten einer Hausgeburt gefallen, ist es empfehlenswert, frühzeitig nach einer Hebamme zu suchen – am besten gleich zu Beginn der Schwangerschaft. Nur wenige Hebammen bieten die Begleitung einer Hausgeburt an! Besonders großen Wert sollten Sie auf die Erfahrung der Hebamme legen, denn die ist für einen positiven Geburtsverlauf entscheidend. Zusammen mit der Hebamme können Sie sich dann auf die Geburt vorbereiten. Besprechen Sie, wie Sie sich die Entbindung vorstellen und welche Wünsche Sie haben.
Bei den ersten Anzeichen dafür, dass die Geburt beginnt, wird die Hebamme gerufen. Das können z. B. regelmäßige Wehen oder das Platzen der Fruchtblase sein. Die Hebamme begleitet die Gebärende dann durch den Geburtsprozess und überwacht den reibungslosen Ablauf. Dazu gehört die regelmäßige Kontrolle der Herztöne des Kindes und die Betreuung der Gebärenden. Sie wird versuchen, den Damm beim Durchtritt des Köpfchens schonend zu halten. Ist das Baby da, untersucht sie es und trägt die Ergebnisse in den Mutter-Kind-Pass ein; das ist die sogenannte U1. Nach der Entbindung bleibt die Hebamme meistens noch einige Zeit bei der Mutter und dem Neugeborenen, um sicherzustellen, dass es beiden gut geht. Dazu gehört auch der Abgang der Nachgeburt. Gibt es Probleme, wird sie einen Arzt einschalten oder eine Verlegung in die Klinik veranlassen. Auch während des Wochenbetts bleibt die Hebamme die erste Ansprechpartnerin der Eltern für alle Fragen rund um das Baby. Regelmäßige Hausbesuche sind die Regel.
In manchen Fällen muss eine Hausgeburt abgebrochen werden. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Geburtsvorgang für lange Zeit stagniert oder die Schmerzen für die Gebärende zu groß werden. Auch wenn sich der Gesundheitszustand der Mutter oder des Babys negativ verändert, sollte die Schwangere in eine Klinik verlegt werden. Die Hebamme wird dann die entsprechenden Schritte unternehmen.
Im Unterschied zu einer klinischen Geburt verzichten Hebammen bei außerklinischen Geburten weitestgehend auf einen Eingriff in den natürlichen Geburtsvorgang. Das bedeutet, dass zum Beispiel auf das Öffnen der Fruchtblase verzichtet wird. Außerdem werden nicht mittels Kardiotokograf (CTG) kontinuierlich die Herztöne des Kindes und die Wehentätigkeit gemessen. Die Hebamme hört stattdessen in gewissen Abständen die Herztöne mithilfe eines Hörrohrs ab. Zudem versuchen die Hebammen bei einer Hausgeburt keinerlei äußeren Druck auf die Gebärmutter auszuüben. Dammschnitte versuchen sie zu vermeiden. Auf starke Schmerzmittel und Betäubungsverfahren wird komplett verzichtet. Stattdessen wird durch bestimmte Atemtechniken, Massagen oder Entspannungsbäder versucht, die Schmerzen zu lindern. Auch Akupunktur und Homöopathie kommen häufig zum Einsatz. Nach der Entbindung wird das Kind in der Regel nicht sofort von der Nabelschnur getrennt. Dadurch soll das Neugeborene das Maximum an Nährstoffen erhalten.
Die Kosten einer Hausgeburt werden von den Krankenkassen übernommen, genau wie bei Klinikgeburten. Für die Rufbereitschaft der Hebamme zahlen die Eltern allerdings einen Pauschalbetrag. Einige private Versicherungen zahlen Prämien bei Hausgeburten aus, die in der Regel die Rufbereitschaftspauschale der Hebamme decken.
Eine Hausgeburt ist nur dann möglich, wenn kein absehbares Risiko für das Kind oder die Mutter entstehen kann. Die Eignung für eine Hausgeburt wird vom betreuenden Arzt und der Hebamme genau überprüft und die werdenden Eltern werden über die Risiken aufgeklärt. Die Entscheidung für eine Hausgeburt sollte sowohl von der Hebamme als auch von der Mutter sowie ihrem Partner getragen werden. Können alle möglichen Komplikationen ausgeschlossen werden, spricht nichts gegen eine Geburt zu Hause.
Handelt es sich allerdings um eine Risikoschwangerschaft, raten Experten von einer Hausgeburt ab. Da in diesem Fall kein komplikationsfreier Verlauf der Geburt erwartet werden kann, sollte die Entbindung in der Klinik stattfinden. Ein erhöhtes Risiko liegt vor, wenn ...
Wer sich für eine Hausgeburt entscheidet, sollte diese gut vorbereiten. Normalerweise besprechen Hebammen mindestens einen Monat vor dem errechneten Geburtstermin die genaue Geburtsvorbereitung.
Besonders wichtig ist natürlich das Zimmer, in dem die Entbindung stattfinden soll. Folgende Dinge gilt es, für das „Geburtszimmer“ zu beachten:
Das sollte sich außerdem in der Nähe des Bettes befinden:
Für das Wochenbett sollten auch schon weite T-Shirts oder Nachthemden, große Slips und Binden, Still-BHs und Stilleinlagen gerichtet werden.
Die Geburt eines Kindes ist ein sehr privates und intimes Ereignis. Einige Frauen fühlen sich deshalb in ihrem privaten Umfeld sicherer und geborgener. Die Gebärende muss nicht in eine Klinik fahren und muss sich dort nicht erst an eine neue Umgebung und fremde Personen, die auch noch im Schichtdienst wechseln, gewöhnen. Bei einer Umfrage der QUAG zeigte sich, dass die Selbstbestimmung über den Geburtsverlauf die wichtigste Motivation für eine außerklinische Geburt ist. Auf Platz zwei lagen eine vertraute Hebamme und Umgebung. Doch auch die natürliche Geburtserfahrung und ein Bedürfnis nach Sicherheit spielen für Schwangere eine wichtige Rolle. Die meisten Frauen nehmen die Hausgeburt als äußerst positives Erlebnis wahr. Die Argumente für eine Hausgeburt:
Auch die World Health Organization (WHO) befürwortet einen natürlichen Geburtsverlauf. Laut der QUAG waren 92 % aller außerklinischen Geburten eine Spontangeburt – bei Zweit- und Mehrgebärenden häufiger als bei Erstgebärenden. Spontangeburt bedeutet, das Baby kam ohne medikamentöse Einleitung oder geburtshilfliche Eingriffe auf die Welt. Zu Letzterem zählen z. B. eine Saugglocke oder auch der Kaiserschnitt. Nach der Entbindung waren beinahe alle Babys und auch Mütter wohlauf. Nur 4 % der Frauen und knapp 2 % der Neugeborenen mussten in ein Krankenhaus verlegt werden.
Großer Nachteil einer Hausgeburt: Eine umfassende medizinische Versorgung kann im Notfall nicht sofort gewährleistet werden. Treten schwere unerwartete Komplikationen auf, muss die Schwangere in ein Krankenhaus verlegt werden. Das kostet wertvolle Zeit. Dass Komplikationen keine Seltenheit bei außerklinischen Geburten sind, zeigt eine Statistik der QUAG. 2019 musste etwa jede dritte erstgebärende Frau die Geburt nach der Verlegung in eine Klinik beenden. Bei Zweitgebärenden waren es allerdings nur noch 8 % der Frauen. Bei Dritt- und Mehrgebärenden sind es sogar noch weniger. Dazu kommt, dass die meisten der Frauen in Ruhe verlegt werden konnten. Es handelte sich also nicht um einen lebensbedrohlichen Zustand – weder für die Mutter noch für das Baby. Häufigster Verlegungsgrund ist ein Geburtsstillstand.
Nachteile einer Hausgeburt:
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und auch der Berufsverband der Frauenärzte stufen Hausgeburten als „riskant“ ein. Laut ihnen werden außerklinische Geburten verharmlost. Denn auch eine Null-Risiko-Schwangerschaft biete keine hundertprozentige Sicherheit, dass die Geburt ohne Komplikationen ablaufe. Im Notfall können die lebensrettenden Maßnahmen nur im Krankenhaus schnell genug ergriffen werden. Sie stützen sich auf Studien, die die Kindersterblichkeitsrate außerklinisch geborener Kinder, die während der Geburt in Eile verlegt werden mussten, mit Geburtsnotfällen ohne Verlegung vergleichen. Die ist bei den verlegten Babys dreimal so hoch; die Krankheitsrate ist doppelt so hoch wie bei den nicht verlegten Notfällen. Mit anderen Worten: In einer Klinik kann das Neugeborene bei Problemen viel schneller verlegt werden.
In Kliniken werden u. U. Eingriffe in den Geburtsverlauf vorgenommen, die in vielen Fällen medizinisch nicht unbedingt notwendig wären. Dazu gehören geburtseinleitende Maßnahmen, Dammschnitt, das Öffnen der Fruchtblase und Kaiserschnitt. Bei Hausgeburten finden nachweisliche weniger Interventionen in den natürlichen Geburtsverlauf statt. In der gewohnten Umgebung der werdenden Mutter kommt es häufiger zu Spontangeburten. Bei einer Geburt ohne vorhersehbare Komplikationen ist das Risiko einer Hausgeburt vergleichbar mit dem einer klinischen Geburt. Gefährlich kann es dann werden, wenn die Schwangere notfallmäßig verlegt werden muss. Dieser Fall tritt allerding nur sehr selten ein.
Letzten Endes ist es eine persönliche Entscheidung. Wer bereits eine unkomplizierte Geburt hinter sich hat, zu Hause ein ideales Umfeld vorfindet und eine erfahrene, in Hausgeburten versierte Hebamme hat, für den ist die Hausgeburt eine echte Alternative. In allen anderen Fällen ist ein stillfreundliches Krankenhaus, das auf die Wünsche der werdenden Eltern eingeht, sicher die beste Lösung.
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